Steffen Mensching

Siqueiros: Unser Antlitz

Wie durch ein Fernrohr,
Gepflanzt in ein frisches Grab,
Seh durch deine Nasenlöcher
Ich, dunkel, die weitere Vergangenheit.

Trotzig ein Pferdeschädel,
Der um seinen Kopfpreis weiß.

Wie ein seit Tagen leerer Teller
Strecken wir die Hände aus dem Rahmen.
Das Eiweiß des Himmels
Durchschwimrnt ein blutiges Dotter.
Wir wärmen noch irnmer die blauen
Klammen Finger darunter.

Dein dogmatischer Mund,
Den ich hasse, dieser Pinselstrich,
Der meinen Lippen so ähnelt,
Sagt: so sehen wir aus.

Wir waschen noch immer
Päpstlich unsere unschuldigen Hände
In den öffentlichen Toiletten
Der Epoche.

Wo der Ausguß das Blut schmatzt.

Stählern dein Pferdeschädel
Zerwiehert meine bettelnde Geste.

Unsere Zukunft, ein verschlafener Film
In den lichtdicht verriegelten Köpfen,

Drauf einige mögliche Bilder.

(Aus:Ein Molotowcocktail auf fremder Bettkante, Reclam Verlag, Leipzig, 1991, S. 273)


Englische Übersetzung von Michael Bruchner


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